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Der Science and Technology Options Assessment (STOA)-Ausschuss des Europaparlamentes, der für Wissenschaft und Abschätzung von Technologiefolgen verantwortlich ist, befasste sich am 28. Juni 2022 mit der Frage, wie ein evidenzbasierter Aktionsplan für das Ende der Verwendung von Tieren für Forschung und Testung erstellt werden könnte.Peter Loskill wurde dazu in das EU-Parlament in Brüssel eingeladen, um seine wissenschaftliche Einschätzung zum Ersatz von Tierversuchen in der Forschung abzugeben.  

Die Frage, ob die Verwendung von Versuchstieren in der biomedizinischen Forschung beendet werden kann, beantwortet Peter Loskill, Experte für Organ-on-Chip-Systeme klar mit Ja, wenn auch nicht in der nahen Zukunft, und mit dem Augenmerk auf der human-biologischen Forschung. Bei seiner Argumentation verwies er insbesondere auf die Limitationen von Tiermodellen, insbesondere hinsichtlich der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen. Er verdeutlichte, dass obwohl ein abruptes Verbot von Tierversuchen derzeit ein drastisches Hindernis für die biomedizinische Forschung darstellen würde, die Technologien, diese zu reduzieren und zu ersetzen, bereits jetzt durchaus zur Verfügung ständen. Dies zeige sich speziell in der pharmazeutischen Industrie, welche im Gegensatz zur akademischen Forschung von ökonomischen Zwängen bzgl. Übertragbarkeit der Resultate auf den Menschen getrieben ist und bei der eine Rückgang in der Verwendung von Tiermodellen zu sehen sei. Zu den Problemen in der akademischen Forschung zählte Peter Loskill besonders die alt eingefahrene Nutzung von Versuchstieren und den damit verbundenen starren Gewohnheiten und Dogmen.  

Um auf einen konsequenten Ersatz von Tierversuchen hinzuarbeiten, sei es daher nötig, die Diskussionen von den Extremen („Alle derzeit durchgeführten Tierversuche sind notwendig“ vs. „Sofortiges Verbot aller Tierversuche“) zu entfernen und Maßnahmen zu ergreifen, welche die Entwicklung, Implementierung und Nutzung sowie die regulatorische Akzeptanz von Alternativmodellen fördern. Essenziell wichtig hierfür ist es, Wissenschaftler:innen der Biomedizin, Pharmazie und Toxikologie einen niederschwelligen Zugang zu Alternativmodellen sowie zum nötigen Know-how zu ermöglichen. Außerdem müsse der Regulierungsprozess von Tierversuchsstudien angepasst und erweitert werden, sodass Expert:innen zu In-vitro- und/oder In-silico-Modellen zentral involviert werden.  

Abschließend betonte Peter Loskill, dass diese Maßnahmen Voraussetzung für jegliche Art von Verbot seien sowie dafür, dass sie zu einer verstärkt humanzentrierten Forschung beitragen würden.